Zwischen Pechvögeln und Träumern
Die Gladbacherin Laura (20) hat ein in jeder Hinsicht vielseitiges Praktikum im Arbeitslosenzentrum (ALZ) an der Lüpertzender Straße hinter sich. Lesen Sie hier, was sie im Stadtmitte-Zentrum erlebt hat - und mit welchen Erfahrungen und Eindrücken sie das ALZ verlässt.
"Um bestens auf mein Studium der sozialen Arbeit vorbereitet zu sein, habe ich im Zeitraum des 09.01.2017 bis zum 17.02.2017 ein Praktikum im Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach (ALZ) gemacht.
Im Arbeitslosenzentrum gibt es vielseitige Angebote für Arbeitslose – einen Begegnungsbereich, professionelle Beratung und einen abwechslungsreichen Mittagstisch. Während meines Praktikums konnte ich in alle Bereiche einmal „reinschnuppern“ – sei es Beratungsgespräche begleiten, Bewerbungen erstellen, klassische Büroarbeit erledigen oder auch mal Kartoffeln schälen in der Küche. Mit späterer Kostprobe des Essens natürlich. Einen Überblick über all die Formulare und Fälle zu bekommen, war für mich gar nicht so einfach.
Eine Vielzahl verschiedener Menschen besuchen das Arbeitslosenzentrum – Überlebenskünstler, Pechvögel, Geschichtenerzähler, gescheiterte (Träumer). Sie gehören unterschiedlichsten Nationen an, einige sind mit großen Erwartungen und Visionen nach Deutschland gekommen. Andere haben einfach den Glauben an das System verloren.
Für viele bietet das Arbeitslosenzentrum eine Art Zuflucht, eine Anlaufstelle bei Problemen, das zweite Wohnzimmer, Hoffnung. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten – etwas im Internet recherchieren, Verständnisfragen im Dschungel der Paragraphen und Gesetze, sich im Winter bei einem warmen Kaffee und einer Tageszeitung aufwärmen, jemandem zum Reden haben.
Andere kommen ins ALZ und sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Fehlende Zahlungen, drohender Wohnungsverlust, Sorgen um die eigene Existenz oder die der Kinder. Wieder andere kommen wegen des guten Essens.
In meinem Praktikum habe ich viel über verschiedenste Lebenslagen und Situationen gelernt. Natürlich habe ich auch einige Lebensweisheiten mit auf den Weg bekommen, wie: „Der Mann muss immer älter sein als die Frau, sonst funktioniert das einfach nicht.“. Bisher hatte ich wenige Berührungspunkte mit dem Thema Arbeitslosigkeit, gerade in meiner Generation machen sich viele Menschen keine Gedanken darüber oder nehmen das Thema auf die leichte Schulter. Mir passiert das nicht, denkt man sich. Oder: Selber Schuld. Dabei habe ich in den letzten Wochen gelernt, wie schnell aus einem Arbeitnehmer ein Arbeitsloser werden kann. Wie schnell man plötzlich ohne Job und ohne Perspektive da stehen kann. Selbst mit Berufsausbildung oder abgeschlossenem Studium, vielleicht jahrelanger Berufserfahrung. Und wie lähmend das Gefühl der Hilfslosigkeit sein kann.
Arbeitslosigkeit ist ein Thema, das alle betrifft. Gibt es in allen Ländern, allen Bevölkerungsschichten. Ich finde es toll, dass das Arbeitslosenzentrum einen Ort zum Austausch schafft, frei von Werturteilen oder Vorurteilen. Alle Mitarbeiter machen ihren Job mit Herzblut, stehen den Ratsuchenden mit Rat und Tat zur Seite. Viele sind schon lange dabei, kennen die Besucher, es herrscht ein freundliches Klima und Miteinander. Für mich war die Zeit hier eine sehr positive Erfahrung, und ich habe mich sowohl im Team als auch mit den Besuchern immer wohl gefühlt."






