Ach, Herr Fischer, ich hab' wieder einen Job
Rudi Fischer, der Mann für die Bewerbungen, hat sich im ALZ verabschiedet
An die überraschenden Momente erinnert sich Rudi Fischer (63) gerne. Und er lächelt, wenn er davon erzählt. Da waren die Begegnungen im Linienbus oder auf der Hindenburgstraße: "Ach, Herr Fischer, noch mal danke, ich habe jetzt einen Job." Häufiger habe er das von Ratsuchenden gehört, sagt der Mann, der in unserem Arbeitslosenzentrum (ALZ) seit 2013 vielen hundert Menschen dabei half, ihre berufliche Visitenkarte zu formulieren und herzustellen. Jetzt hat sich der Gladbacher, altersbedingt, verabschiedet. Und in dieser kleinen Feierstunde gab es wieder ein Dankeschön - diesmal von den KollegInnen um Leiter Karl Sasserath und dem ALZ-Vorstand.
"Die Leute gingen bei mir mit fertigen Bewerbungsunterlagen heraus", sagt Fischer, gelernter Ingenieur für Informatik. Die Leute - das sind Menschen unterschiedlichen Alters, mit unterschiedlichsten Qualifikationen, Berufen, Hautfarben und Herkunft. Gerade in den letzten zwei, drei Jahren kamen und kommen zunehmend Flüchtlinge.
Dienstags und donnerstags bietet das ALZ das sogenannte Bewerbungstraining an. Viele, die um Hilfe bitten, werden vom Gladbacher Jobcenter geschickt. Nicht wenige haben es von Bekannten oder durch Flyer erfahren. Braucht jemand praktische Tipps und Formulierungshilfen, lässt er sich einen Termin geben. Bis zur "Sprechstunde mit Herrn Fischer" dauerte es dann etwas. Das Interesse und der Andrang sind relativ groß.
Das kostenlose Bewerbungsangebot ist individuell und sehr persönlich gehalten. Fischer nimmt sich Zeit, hört zu, spricht mit den "KundInnen" über ihr persönliches Umfeld: "Können Sie auch Schichtdienst machen oder geht das nicht, weil kleine Kinder da sind? Haben Sie einen Führerschein? Wie ist es mit Fremdsprachen, eventuellen Schulabschlüssen?"
Nicht selten reicht eine Stunde je Interessent nicht aus, um alle Unterlagen, Bescheinigungen, Zeugnisse zu sichten, einzuordnen, den Lebenslauf chronologisch darzustellen, ebenso wie schulische bzw. berufliche Abschlüsse. Etliche haben keine abgeschlossene Berufsausbildung, suchen "Anlern-Jobs" beispielsweise in der Logistik-Branche. "Viele, die zu uns kommen, haben keinen PC, keine PC-Kenntnisse oder sind nicht in der Lage, eine ,ordentliche' Bewerbung darzustellen und zu formulieren, weiß Fischer. Ohne dies in irgendeiner Form zu bewerten.
Bis zu 400 Bewerbungsgespräche jährlich führte Fischer im ALZ-Büro durch. Dank einer Spende der Gladbacher Stadtsparkasse ist das gefragte Angebot möglich, auch weiterhin.
Rudi Fischers Rat und Kompetenz waren aber auch gefragt, als es im ALZ um Umbauten ging. Die waren u.a. notwendig für die vorschriftsmäßige Lagerung von Lebensmitteln für den täglichen Mittagstisch. Fischer sprach mit Architekt und war Ansprechpartner für die Bauleute. Täglich werden 50-60 Mahlzeiten für Bedürftige in der ALZ-Küche zubereitet.
"Bewerbungen" bietet das ALZ weiterhin an, betont Leiter Karl Sasserath. Mit den neuen Mitarbeitern Eugenie Heiniz und Georg Beer soll Rudi Fischers erfolgreiche Arbeit fortgesetzt werden. Die Neuen - Heiniz und Beer - stellen wir in Kürze auf unserer Homepage extra vor.






