"Dem Minister werde ich über unser Gespräch berichten"
Vertreter des Arbeitsministeriums im ALZ / Betroffene forderten den Erhalt des Zentrums
Ihm sei das "Treffen auf Augenhöhe" wichtig. Das erklärte Stefan Kulozik gleich mehrere Male während der Zusammenkunft in unserem Arbeitslosenzentrum (ALZ) mit Besuchern und Ratsuchenden des ALZ. Der Leitende Ministerialrat aus dem Düsseldorfer Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) wolle vor allem zuhören, wie er sagte. "Wir reden viel zu wenig mit Betroffenen", betonte er. Das wolle er ändern. Und deshalb sei er im ALZ.
Kulozik wurde unter anderem begleitet von Barbara Horstmann, die sich im MAGS mit arbeitsmarktpolitischen Grundsatzfragen befasst. Mehrere der knapp 20 Gesprächspartner kritisierten beim lebhaften Hin und Her das Jobcenter, sprachen von "unhöflichen, abweisenden Sachbearbeitern", von mangelnder Informationsbereitschaft, von Schikane und Gängelung. "Ich verstehe die Bescheide des Jobcenters nicht. Bin ich etwa zu blöd?", meinte ein Teilnehmer leicht schmunzelnd. Und lobte das Team des ALZ. Hier erfahre er unbürokratische Hilfe. "Dort werde ich wie ein Mensch behandelt."
Schon tragisch die Erfahrungen eines Mannes über die 50. Er bekommt nach längerer Suche einen befristeten Job bei Straßen NRW. Winterdienst soll er machen. Dann werden diese Aufgaben auf eine Zeitfirma übertragen. Hier kann er zwar noch eine Zeitlang jobben, dann ist er wieder arbeitslos. Und wieder unten.
Im Stadtmitte-Zentrum an der Lüpertzender Straße 69 habe er Ratschläge bekommen, wichtige Tipps. Er begegne Menschen, "die mich verstehen, die mir Mut machen". Willkommen und gut sei der tägliche Mittagstisch. Zustimmung bekommt er von allen Seiten, als er die Gladbacher Kommunalpolitik auffordert, das ALZ "so, wie es ist" zu erhalten und nicht kaputt zu schlagen. "Wo sollen wir denn dann hin?", fragt eine ältere Frau. "Für viele von uns ist das ALZ wie eine Familie". Ein Ort gegen die Isolation. "Wenn du wenig Geld hast, bist du auf das ALZ mit seinen Angeboten wie Begegnung und Mittagessen angewiesen."
Barbara Horstmann will wissen, ob Teilnehmer der Gesprächsrunde infolge der ALZ-Beratung Jobs gefunden haben. "Ja", sagt der Vater einer Tochter, die derzeit erkrankt und verhindert ist. "Was ich im ALZ an Kompetenz und Begleitung bei der Berufsfindung erlebt habe, hat uns das Jobcenter nicht bieten können oder wollen." Vor die Gerichte habe man ziehen müssen. Ein redseliger junger Mann ist in Ausbildung. Das ALZ habe ihm dabei auf die Sprünge geholfen. Er berichtet von vier weiteren Kumpels mit Arbeitsperspektive. "Die wollen Busfahrer werden". "Die sind gefragt", sagt Horstmann. Und verweist auf das relativ neue Teilhabechancengesetz. Sein Ziel: Arbeitsstellen für Langzeitarbeitslose. Gerade ihre Zahl - bundesweit rund 800 000 - ist trotz guter Konjunktur immer noch viel zu hoch, beklagt ALZ-Leiter Karl Sasserath. Und sagt ausserdem, dass die oftmals älteren Besucher bzw. Nutzer der Begegnungsangebote bzw. des Mittagstisches nicht immer identisch sind mit den (jüngeren) Ratsuchenden der Beratung (Jobsuche, Bewerbungstraining usw.). Etwa 50 Prozent der Menschen, die ins ALZ kommen, weil sie Arbeit und/oder eine Wohnung suchen, haben einen Migrations-Hintergrund.
Gelächter in der Runde, als ein junger Mann von "meiner Mastercard" spricht. Gemeint: Er könne sich kein teures Essen leisten, deshalb nutzt er das Mittagsangebot. Dafür benötigen Menschen mit wenig Geld aber eine sogenannte Treffkarte. Die wird im Zentrum ausgegeben und berechtigt zum Mittagessen. Auch die (eingeladenen) Düsseldorfer aßen zu Mittag.
"Lassen sie sich die Hoffnung nicht nehmen, dass die Politik auch was richtig macht", sagt ein beeindruckter Ministerialrat zum Abschluss. Kulozik hat aus den Schilderungen Betroffener gehört, dass in Arbeitslosen- und Erwerbslosenberatungsstellen eine Arbeit geleistet wird, die Jobcenter nicht oder nur teilweise leisten können. Auch deshalb nicht, weil Sachbearbeiter Hunderte von "Kunden" betreuen müssen. Den zuständigen Minister Karl-Josef Laumann werde er über das "Gladbacher Gespräch" informieren, versprach er.






