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Ruth Buchanan EIN GARTEN MIT BRÜCKEN (Wirbelsäule, Magen, Kehle, Ohr)
Ein Projekt für die Neuen Auftraggeber von Mönchengladbach

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 10-17 Uhr

Die Stadt Mönchengladbach fördert Projektbereiche des Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach e.V.

 

Exkursion: Besuch im Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach

Beim Betreten der Einrichtung stieg einem zugleich der Geruch nach Mittagessen in die Nase. Wir haben uns als Seminarkurs gemeinsam im Kreis im Foyer des ALZ zusammengefunden. Pünktlich um 9:30 Uhr bot uns der Leiter der Einrichtung, Karl Sasserath, an, schon nach oben kommen zu können.

Allerdings warteten wir noch auf den einen oder anderen Nachzügler, sodass wir den Veranstaltungsraum in der 1. Etage mit etwas Verspätung erreichten. Auf dem Weg dorthin begrüßte uns das Team der Küche, bestehend aus drei Leuten, aufmerksam und höflich. Sie waren bereits mit den Vorbereitungen für das anstehende Mittagessen beschäftigt.

In dem Raum erwartete uns ein gedeckter Tisch mit Wasser, Kaffee, entsprechendem Geschirr, Teller mit Gebäck und eine vorbereitete Power Point Präsentation. Ein Beamer warf sein Bild bereits an den einzigen Teil weiße Wand, der Rest des Raumes war mit vielen Kunstwerken bestückt. Der einladende Raum und die folgende freundliche Begrüßung von Herrn Sasserath machten es möglich, dass man sich sofort in der Einrichtung angekommen fühlen konnte. Zunächst stellte er seine Person kurz vor. Mit seinen 37 Jahren Berufserfahrung in einem Alter von 65 Jahren, machte er einen erfahrenen und kompetenten Eindruck. Herr Sasserath teilte uns den Ablauf der Veranstaltung mit. Zuerst würde er eine kurze Präsentation halten, dann sei ein strukturiertes Gespräch angedacht. Die schon an die Wand projizierte erste Folie stellte außer den Kontaktdaten der Einrichtung auch die drei grundlegenden Säulen des ALZ dar. Hierzu gehören Beratung, Begegnung und ein Mittagstisch. Herr Sasserath merkte an, dass das ALZ auch auf Facebook vertreten sei, was mich vorerst wunderte, weil die Pflege einer solchen Seite extrem aufwendig ist, die Einrichtung jedoch “nur” 30 Stunden in der Woche geöffnet sei.

Herr Sasserath gab uns einen privaten Einblick in seinen persönlichen Lebensweg. Demnach war er, so wie seine Klientel, zeitweilig arbeitslos gewesen. Auch er sei ein Betroffener des Höchststandes der Arbeitslosigkeit 1982 gewesen. Aus einer Gruppe von Arbeitslosen bildete sich eine Selbsthilfegruppe heraus, die schließlich einen Verein gründete. Als eingetragener Verein kann das Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach seit 1983 agieren.

Zu den einleitenden Worten der Vorstellung des ALZ, wie zum Beispiel dessen verschiedenste Finanzierungen, dessen Personalaufstellung und deren Gründungsgeschichte stoß ein Mitglied der vier männlichen Vorstandsmitglieder, Karl Boland, dazu. Im weiteren Verlauf des Vortrages ergänzte er hier und da noch Dinge und brachte sich mit ein. Hieraus entstand schnell ein Kreislauf von Fragen, Antworten, Diskussionen, Thesen, Widersprüchen und so weiter. Als Beobachterin konnte ich wahrnehmen, wie das Thema immer mehr und mehr Teilnehmer berührte und zum Nachdenken anregte. Wenn ein Gesprächsteilnehmer zu Wort kam, hatten sich des Öfteren schon mehrere Fragen angesammelt. Herr Sasserath bemühte sich stets ausführlich und mehrdimensional zu antworten. Mit mehrdimensional meine ich, dass seine Antworten fast immer mit Fakten, Zahlen, Prozentsätzen und Erfahrungen gespickt waren.

Nachdem ich die Toilette aufgesucht hatte und wiederkam, herrschte eine veränderte Atmosphäre. Diskussionsgrundlage sei wohl eine Frage zu den Gründen der Arbeitslosigkeit gewesen bzw. genauer gesagt, ob sich das nicht auch teilweise auf “Faulheit” beschränken würde. Bemerkbar war eine Art Spaltung der Gruppe mit klaren Gegenargumenten bzw. -positionen. Auch wurden eine gewisse Enttäuschung und Unverständnis über diese Äußerung kundgetan.

Die wichtigsten Leitgedanken der Einrichtung in Form von Offenheit, Herzlichkeit und Willkommensein wurden jedoch bei jeder Antwort durch Herrn Sasserath sowie dem zwischenzeitlich hinzu gestoßenen weiteren Vorstandsmitglied, Herrn Herbert Baumann, verkörpert.

Weiterhin wurde als wichtigste Person bei der Verkörperung dieses Leitbildes Frau Irene Fischer genannt. Sie sei die erste Person, auf die Klienten stoßen würden, da sie für die Terminvergabe und Ausgabe der Treffkarte sowie alle anfallenden Verwaltungs-Angelegenheiten zuständig sei.

Zu der Personalstruktur gehören außerdem Herr Rudi Fischer, der zweimal pro Woche ein Bewerbungstraining anbietet und neben Herrn Sasserath in der Beratung, der Sozialarbeiter Julian Strzalla.

Dieses durchaus überschaubare Team machte auf mich einen sehr familiären und beständigen Eindruck. Ergänzend zu diesem starken Team, bildet der Mittagstisch das stärkste soziale Medium. Im Vergleich zu den Anfängen der 90er Jahre gehen hier heutzutage 80 statt 20 Essen über den Tisch. Somit zeichnet der Mittagstisch den höchsten Kostenfaktor ab, wobei er gleichzeitig als “Spendenmaschine” fungiert.

Auf Spenden ist das Arbeitslosenzentrum mehr als angewiesen. Bemerkbar war es für mich, dass diese unsichere Finanzierungsmethode schon belastend genug ist. Dazu kommt aber die noch viel belastendere Situation des ungesicherten Standortes. Seit vier Jahren wurde über den weiteren Standort des ALZ bis jetzt nicht entschieden. Alleine durch den uns kurz gewährten Einblick, bemerkte man, dass das Thema ein hoher Spannungsgrad begleitet, sicherlich ist es dann nicht einfach, dauerhaft mit einer solchen Perspektivlosigkeit umgehen und arbeiten zu lernen.

Auf mich machte das ALZ allerdings trotzt dieser existentiellen Fragestellungen einen sehr motivierten und stabilen Eindruck. So berichteten Herr Baumann und Herr Sasserath beispielsweise, dass sie aktiv auf die Menschen des Neubaus gegenüber der Einrichtung zugehen werden und dass sie gerade bei der Entwicklung gesundheitsfördernder Angebote dabei sind. Vor allen Dingen durch die uns vorgestellten Projekte in dem Bereich der Quartiersarbeit wurde deutlich, dass der Horizont im ALZ weit gesteckt wird. Hier wird stets versucht Menschlichkeit, Gesundheit, Kunst, Politik und Austausch miteinander zu verbinden. Als besonders positiv habe ich empfunden, dass der Begriff und die Bedeutung der Arbeitslosigkeit für die Betroffenen in ein anderes Licht gerückt werden konnte. Ich hatte das Gefühl, dass wir dem Hauptziel der Einrichtung, “Einbindung statt Stigma” durch unseren Besuch ebenfalls ein Stückchen nähergekommen sind.

Auch wenn wir uns im Verlauf des Tages etwas von einem strukturierten Gespräch entfernt haben, wurde uns nahegelegt, wie bedeutsam ein solch öffentlicher Diskurs für die weitere Zukunft des ALZ und dessen Arbeit ist. Noch vor Ort wurde von uns versucht, Ideen miteinzubringen. Als negativ habe ich die politisch festgefahrene Situation aufgenommen. Gerade deswegen wirkte die Motivation und Leidenschaft hinter der Arbeit im Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach wie die treibende Kraft auf dem Weg zu gesicherten Zukunftsaussichten.

Verfasserin: Laura Troglio

Zum Modul 7.3: Sozialarbeiterische Identität und Profession im WS 18/19