„Der Herr Julian“ ist ein gefragter Mann
Julian Strzalla ist seit zehn Jahren im Arbeitslosenzentrum tätig – dafür danken wir ihm.
„Der Herr Julian“ wird geschätzt. Wenn es um Fragen in nahezu allen Lebensmomenten geht, dann ist Julian Strzalla ein gefragter Mann. Der junge Diplom-Pädagoge arbeitet seit zehn Jahren als Berater im Arbeitslosenzentrum (ALZ) an der Lüpertzender Straße. In einer kleinen Feier mit viel Dankeschön, Applaus und Blumen würdigten Vorstandssprecher Karl Boland und ALZ-Leiter Karl Sasserath den 41-Jährigen: „Julian ist in unserer Einrichtung ein Aktivposten.“
Strzallas Kunden wissen das. In der Szene wird „der Herr Julian“, wie man ihn da nennt, als „verständnisvoll und kompetent“ empfohlen. Er nimmt es gelassen.
Art und Umfang der Hilfe haben sich laut Strzalla stark verändert. Hauptgrund: Gladbach ist zum Logistik-Hotspot geworden. Das zieht insbesondere jüngere Menschen aus aller Welt an. Die Stadtverwaltung Mönchengladbach hat ausgerechnet, dass offiziell u.a. rund 900 Somalier in Gladbach leben – und arbeiten, so lange ihr Zeitvertrag gültig ist. Bei Amazon, Zalando oder Primark. Das spiegelt sich in der Arbeit von Strzalla wider: Mehr „Fälle“ mit Migrationsgeschichte.
Der 41-Jährige beschreibt das so: Hatten Ratsuchende früher in der Regel „nur“ ein Problem mit Jobcenter oder Agentur für Arbeit, sind heute die Problemlagen vielfältiger. In praktisch jedem Beratungsfall werden migrationsspezifische Probleme sichtbar. Da geht es um die Zuständigkeiten im Sozialleistungssystem der Ämter, die abhängig vom Aufenthaltsstatus sind; da geht es um komplett gestrichene Geldleistungen, wenn der „richtige“ Aufenthaltsstatus nicht vorhanden ist, um Familiennachzug, Wohnsitzauflagen, die Frage, wo die Kinder betreut werden, während die Eltern oder der alleinerziehende Elternteil einen Sprachkurs absolvieren. Zur Erinnerung: In Gladbach fehlen Betreuungsplätze.
Die meisten, die ins ALZ kommen, sprechen kaum oder gar kein Deutsch. Englisch hilft weiter. Da die Schreiben z.B. der Behörden aber in Deutsch geschrieben sind, ist die Ratlosigkeit groß, so der Berater. Folge: Die hilfesuchenden Personen bringen auch die Briefe mit, in denen es um die Anmeldung zum Sprachkurs geht, um die nächste fällige U-Untersuchung des Kindes, um Mobilfunkrechnungen, Mahnungen etc.. „Der Herr Julian“ erklärt dann, worum es geht.
Dass er abends oft nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht, verwundert nicht. Wo findet er dann die nötige Balance? Strzalla lacht. Er reist gern mit seiner Freundin. 30 Länder habe er schon kennengelernt. Finnisch ist seine große Leidenschaft. Und wenn er Zeit findet, schnappt er sich die E-Gitarre und den Bass. „Radeln durch die Natur, das mache ich mit meiner Partnerin auch gerne“, sagt er. Und er ist seit Kindertagen Borussen-Fan. Was auch nicht immer leicht ist.
Strzallas` Sozialberatung wird von der Stadt finanziert. Eine Terminabsprache ist nötig. Jährlich kommen – ihre Zahl ist mittlerweile vierstellig - Ratsuchende zu ihm, rufen an oder schicken eine Mail.