Helfer wollen nicht hilflos werden
Wie geht es mit der Beratungsstelle Arbeit weiter? Treffen im Arbeitslosenzentrum mit grünem Landespolitiker
Er hörte aufmerksam zu, stellte die ein oder andere Frage – und zum Schluss wirkte der Landtagsabgeordnete beeindruckt. Benjamin Rauer, bündnis-grüner Landespolitiker, besuchte jetzt das Gladbacher Arbeitslosenzentrum (ALZ). Rauer, gelernter Industriekaufmann und Sozialarbeiter, ist arbeitsmarktpolitischer Sprecher der grünen Fraktion. Sie ist bekanntlich neben der CDU in der Regierungsverantwortung.
Zu dem Austausch „in sachlich offener Atmosphäre“ hatten ALZ-Vorstandssprecher Karl Boland und der Leiter der Einrichtung, Karl Sasserath, eingeladen. Beide stellten die Säulen der ALZ-Arbeit vor: Beratung, Begegnung, Mittagstisch. Dass sich bei der Beratung in den vergangenen Jahren einiges verschoben hat, wurde schnell klar. Gerade durch die ungebremste Expansion der Logistik-Branche im Großraum Mönchengladbach ist das Klientel der Ratsuchenden im ALZ nicht nur internationaler geworden. Auch die „Fälle“ sind – aus Sicht der Beratenden – viel umfangreicher. Längst geht es nicht mehr nur um Verstöße z.B. beim Mindestlohn, der Lohnfortzahlung, bei der Arbeitszeit. Die BesucherInnen klagen über „sehr lange Wartezeiten bei Behörden, Gängelung, fehlenden Wohnraum usw.“, wie es Sasserath formulierte. Hier biete das ALZ eine unabhängige wie kompetente Hilfestellung.
Kernthema war die im ALZ untergebrachte „Beratungsstelle Arbeit“. Sie wird über den Europäischen Sozialfonds (ESF) bzw. das Land NRW finanziert. Sorgen bereitet den ALZ-Verantwortlich die Zukunft des gefragten Angebotes „Unterstützung geflüchteter Menschen aus der Ukraine“. Für diese Aufgabe (halbe Stelle) konnte das Zentrum die Fachfrau Mariya Kaplunovska gewinnen, eine gebürtige Ukrainerin. Nur: die öffentliche Förderung endet zum Jahresende. Kaplunovska hat inzwischen zahlreichen Geflüchteten erfolgreich bei der Jobsuche helfen können, baut Hürden ab, wenn es um Deutschkurse, Behördengänge etc. geht.
Rauer konnte nicht verbindlich sagen, ob das „Ukraine-Angebot“ in die Verlängerung geht. Er sagte aber seine Unterstützung zu, schließlich betreffe eine Fortsetzung nicht nur die Gladbacher Einrichtung, sondern auch viele andere NRW-Beratungsstellen in unterschiedlicher Trägerschaft.
Sasserath wies in der „Rauer-Runde“ darauf hin, dass das Land seit Jahrzehnten mit befristeten Verträgen arbeitet. Gefördert werden je 75 Prozent der Personalkosten, den Rest muss der Anbieter – in dem Fall der Verein ALZ – übernehmen. Dazu gibt es eine Geldpauschale für Sachkosten. Die 2023, 2024 vereinbarten deutlichen Tariferhöhungen blieben beim Träger hängen.
Text: Herbert Baumann