Keine Kürzungen bei der Menschwürde
Das Arbeitslosenzentrum bezieht vor seiner Haustür klar Stellung
Das breite Banner ist groß, die Botschaft darauf sehr deutlich: „Menschenwürde ist unantastbar. Und das gilt auch für Menschen, die auf Bürgergeld angewiesen sind.“ „Wir haben uns zu dieser Aktion entschlossen, weil gerade die haltlosen wie unwürdigen Diskussionen über vermeintlich faule Mitbürger*innen erschreckend zunehmen“, beklagt Karl Sasserath. Er leitet das Gladbacher Arbeitslosenzentrum (ALZ), und er hatte die Idee, im Eingangsbereich des ALZ an der Lüpertzender Straße 69 mit besagtem Banner „auf das hinzuweisen, was eigentlich selbstverständlich für alle gelten soll und muss“. Für Menschen, ob schwarz, weiß, gelb oder welcher Hautfarbe auch immer. Für Menschen, die ohne die öffentliche Stütze nicht (über-)leben könnten, weil sie krank sind, nicht mehr oder nur teilweise arbeiten können und so in die Armut gerutscht sind. Für Menschen, die fliehen mussten und hier bei uns Schutz und Hilfe suchen. ALZ-Sprecher Karl Boland: „Wir als Gesellschaft sind auch hier zu solidarischem Handeln gefordert, ja verpflichtet.“
Das selbst von einer Regierungspartei, der Partei mit dem C davor und rechten Populisten initiierte Geschrei über deutliche Kürzungen bei der Sozialhilfe hat Besucher*innen des ALZ verunsichert. Manche wurden angefeindet, fühlen sich doppelt bestraft: Einerseits in prekären Verhältnissen leben zu müssen, anderseits dafür stigmatisiert zu werden.
Hier klar Stellung zu beziehen und „Banner“ zu zeigen, sei notwendiger denn je, betonen die Initiatoren. Zumal das Grundgesetz mit der so bedeutsamen Feststellung „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Art. 1, Abs.1, Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland) 75 Jahre jung geworden ist.
Jeder Mensch habe Anspruch auf Würde. Das soll auch mit der Banner-Aktion unmissverständlich unterstrichen werden. Das bekennende Banner bleibt längere Zeit stehen. Wegen seiner Innenstadt- und der Nähe zu VHS und Musikschule dürfte es vielen Passanten ins Auge fallen. „Genau das ist unsere Absicht, wir wollen Bewusstsein schaffen, anregen und sensibilisieren“, so Boland.
Weitere Banner- bzw. Plakat-Aktionen sind in loser Folge geplant. Darüber informieren wir rechtzeitig.
Das wetterfeste Transparent wurde von Christian Bauer gestaltet, er übernimmt dankenswerterweise auch die Kosten. Bauer ist Graphiker und Inhaber des „Studio für Gestaltung“.
Text: Herbert Baumann
Foto: Georg Beer