Mönchengladbach und Logistik – eine Erfolgsgeschichte?“
Anlässlich des „Welttags für menschenwürdige Arbeit“ am Montag, den 7. Oktober 2024 lud das „Bündnis Soziale Gerechtigkeit Mönchengladbach“ zur Talkrunde „Mönchengladbach und Logistik – eine Erfolgsgeschichte?“ in der neuen Stadtbibliothek ein.
Johannes Eschweiler (Volksverein) moderierte die Diskussion mit Albert Koolen (Betriebsrat bei einer großen Logistikfirma), Brigitte Bloschak (Diakonie), Markus Offermann (Quartiersmanagement Rheydt), Catalina Guia (Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten – Arbeit und Leben), Karl Sasserath (Beratungsstelle Arbeit im Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach) und gut vierzig Interessierten. Die Einführungen der Podiumsteilnehmer*innen brachten die Schattenseiten der Logistik zum Vorschein.
Mittlerweile hat die Logistikbranche die traditionellen Industrien, hier in Mönchengladbach die Textilindustrie, abgelöst. Mehr als 20.000. Menschen arbeiten in der von der Wirtschaftsförderung angesiedelten Logistik. Sollte die Logistik Arbeitsplätze für gering qualifizierte Arbeitskräfte bieten, wurde deutlich, dass sie „Wanderarbeiter*innen“ aus ganz Europa anzieht. Dies hat direkte Folgen auf den seit Jahren angespannten Wohnungsmarkt. Viele Arbeitnehmer*innen finden keinen angemessenen Wohnraum und hausen in überfüllten Wohnungen, Kellern oder schlafen im Freien. Übereinstimmend äußerten die Teilnehmer*innen, dass die Politik diesen Zusammenhang nicht zur Kenntnis nähme, geschweige Antworten anböten. Die seien aber dringend geboten. Hätten früher Unternehmer für ihre Beschäftigten Werkswohnungen zur Verfügung gestellt, entzögen sich die Logistikunternehmer ihrer sozialen Verantwortung für ihre Beschäftigten.
Vielen LKW-Fahrern, häufig aus Drittstaaten Osteuropas, die für die Logistikunternehmen Waren von und nach Mönchengladbach in viele Länder der EU verbrächten, würde nicht einmal der Mindestlohn gezahlt. Der Blick wurde auch auf Beschäftigte anderer Branchen, wie z.B. Krankenhäuser, dem Gesundheitswesen und der häuslichen Pflege gelenkt. Obwohl die Beschäftigten in systemrelevanten Bereichen arbeiten würden, werden diese „Unsichtbaren“ nicht gesehen und ihre gesellschaftliche Leistung nicht gewürdigt. Sie arbeiten oft in prekären Arbeitsverhältnissen, haben meist kurzfristige Arbeitsverträge in der Zeit- und Leiharbeit oder Krankentage werden nicht bezahlt.
Deshalb lauten Forderungen des „Bündnis Soziale Gerechtigkeit Mönchengladbach“:
· Schutz vor ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen
· Schaffung bezahlbaren menschenwürdigen Wohnraums
· Ausreichende Betreuung für Kinder
· Verstetigung der Beschäftigungsverhältnisse
· Sozialintegrative Unterstützungsangebote
· Barrierefreier Bürgerservice
· und ein transparentes kommunales Integrationskonzept
Viele Wortbeiträge wurden von den Anwesenden immer wieder durch Beifall unterbrochen. Das „Bündnis Soziale Gerechtigkeit Mönchengladbach“ versprach, das Thema weiter zu verfolgen.