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Streit um Standort für Arbeitslosenzentrum
Rheinische Post vom 21.02.2015
Wird die bekannte Hausnummer 69 der Lüpertzender Straße zum Spielball von Investoren? Muss die bewährte und vor allem anerkannte Einrichtung Arbeitsloszentrum (ALZ) weichen, damit die Stadt das - zugegeben - lukrative Areal in der Stadtmitte neben der Musikschule "vergolden" kann?
Fragen, auf die es derzeit von der Politik - gemeint sind insbesondere die Mehrheits-Fraktionen von CDU und SPD - keine verlässlich-verbindliche Antwort gibt. Dass das ALZ seine Daseinsberechtigung im Bereich des (Abtei-)"Kulturhügels" hat, zeigen mittlerweile die zahlreichen Kommentare "Pro ALZ an der Lüpertzender Straße 69". Tenor: Die Menschen, die das Zentrum ständig als Raum für Beratung und Begegnung nutzen, dürfen nicht verdrängt werden. Sie gehören zum gesellschaftlichen Leben dazu und können nicht in ein Abseits gedrängt werden.
Die Rheinische Post, Ausgabe Mönchengladbach, befasste sich jetzt ebenfalls mit dem zunehmend brisanter werdenden Thema. Allerdings liest man hier nicht die Ansichten und Meinungen der Opposition. So haben sich die Bündnis-Grünen bereits unmissverständlich zum Thema geäußert. Lesen Sie selbst.
Streit um Standort für Arbeitslosenzentrum
Von Ralf Jüngermann
Mönchengladbach. Das städtische Grundstück an der Lüpertzender Straße ist durch den Masterplan noch lukrativer geworden. Die Verwaltung sieht darum die Einrichtung dauerhaft woanders. Der Trägerverein wehrt sich dagegen.
Ist ein Arbeitslosenzentrum nicht schick genug für eine lukrative Wohngegend in der Innenstadt? Auf diese provokante Frage spitzt Karl Boland, Vorstandsmitglied des Trägervereins des Arbeitslosenzentrums, einen Streit zu, der sich gerade zwischen Verwaltung, Politik und Arbeitslosenzentrum entspinnt. Seit über 30 Jahren betreut die Einrichtung von der Lüpertzender Straße aus Arbeitslose. Sehr erfolgreich, wie es quer durch die Parteien und auch in der Verwaltung anerkennend heißt. Die städtische Immobilie, für die das Arbeitslosenzentrum keine Miete zahlt, liegt am Fuße des Abteibergs, genau gegenüber des großen neuen Baugebiets Roermonder Höfe. Das Gebiet wird durch den Masterplan noch mehr zum Filetstück. Das Haus, in dem das Arbeitslosenzentrum untergebracht ist, ist kein Schmuckstück.
Der Verein hat es über die Jahre auf eigene Kosten in Schuss gehalten, einiges investiert. Nun soll die Einrichtung auch noch barrierefrei werden. Das nötige Geld hat der Trägerverein beisammen. Doch alle Geldgeber wollen eine Zweckbindung über einen langen Zeitraum garantiert haben. Darum bemühte sich der Verein, von der Stadt das Erbpachtrecht zugesichert zu bekommen.
Seit drei Jahren wird darum verhandelt. "Kurz vor der Wahl hat uns Norbert Bude zugesichert, dass wir an dem Standort bleiben können", sagt Boland. Bei einem Gespräch mit dem neuen Oberbürgermeister Reiners eröffnete dieser dem Vorstand des Arbeitslosenzentrums, dass er die Einrichtung dauerhaft an einem anderen Standort sehe. "Das war für uns ein Schock. Wir machen nicht nur Beratungsarbeit, sondern entwickeln uns auch immer mehr zum Quartierszentrum. Die Einrichtung kann man nicht einfach verpflanzen", sagt Boland.
Das Thema ist politisch brisant. Zum einen, weil es wegen des Konflikts Sozialeinrichtung gegen Wohnungs- oder Bürostandort per se brisant ist. Zum anderen, weil der Geschäftsführer der Einrichtung mit Karl Sasserath der Fraktionssprecher der Grünen ist. Tatsächlich gibt es bislang entgegen anderslautender Gerüchte nach Informationen der RP keinen Interessenten für das Grundstück. Auch die Investoren der Roermonder Höfe haben keinerlei Problem mit dem Nachbarn. Die Verwaltung will sich offenbar vor allem Optionen für das Grundstück offen halten.
Felix Heinrichs (SPD) sagte der RP, nichts sei für ewig an einem Ort. "Es ist sicher denkbar, aber nicht ganz unkompliziert, einen anderen Standort zu finden", so der SPD-Fraktionsvorsitzende. Der müsse auf jeden Fall so beschaffen sein, dass das Arbeitslosenzentrum seine gute Arbeit in bewährter Form fortsetzen könne. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Schlegelmilch argumentiert ähnlich. Es gelte zunächst den Rahmenplan der Verwaltung für das Gebiet abzuwarten. "Dass die Verwaltung in dieser Situation keine Zusage für die Ewigkeit geben mag, kann ich gut nachvollziehen", so Schlegelmilch.
Quelle: RP, veröffentlicht am 21.02.2015 unter http://www.rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/streit-um-standort-fuer-arbeitslosenzentrum-aid-1.4893214






