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"Unterstützt die Politik Sie denn auch?"
StudentInnen des Fachbereichs Soziales lernen das "Innenleben" des ALZ kennen
"Was sind die häufigsten Alltagsprobleme, mit denen die Menschen zu ihnen kommen?" "Werden sie eigentlich von der Politik unterstützt bei ihrer so wichtigen Arbeit?" Fragen (wie diese) und Anregungen gab es viele, Antworten natürlich auch, als sich jetzt mehr als 20 Studierende des Hochschul-Fachbereichs Soziales und Vertreter des Gladbacher Arbeitslosenzentrums (ALZ) im Stadtmitte-Zentrum an der Lüpertzender Straße 69 trafen. Nach der intensiven Runde über mehr als drei Stunden war ALZ-Leiter Karl Sasserath hörbar angetan. "Das war richtig gut, und ich habe dazugelernt."
Viele der jungen Menschen des 3. und 5. Semesters wollen künftig im "Sozialwesen" arbeiten. Wenn sie denn eine adäquate Stelle bekommen. Nicht wenige von ihnen sind schon länger sozial und ehrenamtlich aktiv. Da ist die junge Frau, die auf städtischen Abenteuerspielplätzen (ASP) kleine Leute gespaßt. Und mit ihnen z.B. im Rollenspiel den ein oder anderen Konflikt löst. Sie beklagte, dass der städtische ASP Bonnenbroich wegen eines Bebauungsgebietes aufgegeben wird. Unerträglich sei so etwas, nehme man Kindern aus oft ärmeren Verhältnissen einen geliebten Treffpunkt. Wohnungslose betreut eine weitere Studentin im Umfeld des Gladbacher Hauptbahnhofs, darunter junge Mütter, die nicht wissen, wie sie ihre Babys richtig ernähren. Die Beispiele des sozialen Engagements ließen sich fortsetzen.
Über Sasserath und der Hochschule-Dozentin Iris Schubert kam der Kontakt Hochschule Niederrhein und ALZ zustande. ALZ-Sprecher Karl Boland informierte die "Studis" über die Geschichte des Zentrums, das vor mehr als 30 Jahre als Selbsthilfe-Gruppe an den Start ging und über die gefragten Angebote aus Beratung, Begegnung und Mittagstisch. Kurz wie verständlich skizzierte er das neue Quartierskonzept, das das ALZ in Verbindung mit der Stadtverwaltung formulieren ließ. Wie berichtet, sieht das Konzept vor, sich in einem Gebiet mit vielen Singles und Menschen mit Migrationshintergrund stärker zu öffnen.
Zu dieser "offenen Tür" gehören Veranstaltungen (Musik, Ausstellungen, Weiterbildung, Gesundheitsangebote), aber auch die Öffnung des Gartens (Nutzgarten für SchülerInnen des Gymnasiums Huma; Treffpunkt für ALZ-Besucher und Nachbarn, Ort der Begegnung und damit der Kommunikation) hinter dem Zentrum. All das werde aber nicht dazu führen, dass das Zentrum die bisherigen Angebote (Beratung, Begegnung, Mittagessen) vernachlässige.
Auf die Frage nach der politischen Unterstützung verwiesen Boland wie Sasserath u.a. darauf, dass die ungelöste Standort-Frage des ALZ die alltägliche Arbeit weiterhin belaste. Nach vier Jahren ohne klar-verbindliche Aussage der politischen Mehrheit aus CDU und SPD sowie von OB Hans-Wilhelm Reiners (CDU) stecke man den Kopf nicht in den Sand. Im Gegenteil.
Zu den Alltagsproblemen, mit den die Menschen ins ALZ kommen: Da versteht eine Frau nicht die Kürzungen im Hartz-IV-Bescheid, da will sich ein junger Mann auf eine offene Halbtagsstelle bewerben und lernt, wie man das richtig macht, da ist die Flüchtlingsfamilie, die eine Wohnung sucht, da kommt ein verzweifelter 45-Jähriger, dessen Zeitvertrag nicht verlängert wird - die Studierenden notierten sich intensiv die geschilderten Fälle. Und dass das ALZ mit den Fachleuten Sasserath und Julian Strzalla für Antworten und Abhilfe sorgt. Das oftmals schnell und ohne großen bürokratischen Aufwand.
Der Besuch der "Studis" finde seinen Niederschlag in Hausarbeiten, Referaten, in Projekt- und Abschlussarbeiten. Und der ein oder andere fragte nach einem Praktikum im ALZ nach. Das allerdings ist nur begrenzt möglich, weil das vorhandene Personal mit den vielen Aufgaben nahezu ausgelastet ist. Tatiana Laumen-Bär beispielsweise will ihre Abschlussarbeit zum Thema Langzeitarbeitslosigkeit in Mönchengladbach schreiben. Der tägliche Mittagstisch, zu dem die Gäste eingeladen wurden, sei "dabei ein integrierende Aspekt".
Nach dem Austausch will man im intensiven Kontakt bleiben, vor allem Netzwerke schaffen, betonten Schubert und Sasserath.






